Samstag, 09 März 2019 00:00

Zahnärztliche Schlafmedizin

Referent:

Prof. Randerath

 

Prof. Pistner

 

Dr. Meyer


Zahnärztliche Schlafmedizin

Symposium

Samstag, 09.03.2019

9:00 - 10:00 Diagnostik- und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen
(Erwartungen an die Zahnheilkunde im interdisziplinären Zusammenspiel der beteiligten Fachbereiche)
Prof. Dr. Winfried Johannes Randerath, Solingen
10:00 - 11:00 Alternativtherapie obstruktiver schlafbezogener Atmungsstörungen aus Sicht des Schlafmediziners
(Welche Befunde sollten wie therapiert werden - weg von der "one treatment fits all"-Strategie und wenn ja, wie?)
Prof. Dr. Winfried Johannes Randerath, Solingen
11:00 - 11:30 Kaffeepause  
11:30 - 12:30 Optimierter Diagnostik- und Behandlungspfad für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) Prof. Dr. Dr. Hans Pistner,
Erfurt
12:30 - 13:30 Chirurgische Therapieoptionen für OSA und/oder Schnarchen Prof. Dr. Dr. Hans Pistner,
Erfurt
13:30 - 14:00 Mittagspause  
14:00 - 15:00 Unterkieferprotrusionsschienen zur Therapie von Schlafapnoe und Schnarchen: Wirkungsweise, Design, wissenschaftlicher Standard Dr. Alexander Meyer,
Solingen
15:00 - 15:30 Kaffeepause  
15:30 - 16:30 Unterkieferprotrusionsschienen: klinische Anwendungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit Dr. Alexander Meyer,
Solingen

Update (zahnärztliche) Schlafmedizin

Schlafbezogene Atmungsstörungen rücken mit zunehmendem Wissensstand immer stärker in den Fokus des heutigen Gesundheitsbewußtseins.
Und es ist ausgerechnet der Zahnarzt, der in Diagnostik und Therapie der häufigsten schlafbezogenen Atmungsstörung, der obstruktiven Schlafapnoe, eine Schlüsselposition einnimmt. Mit Hilfe der Zahnmedizin könnte es erreicht werden, zukünftig eine deutliche Verbesserung in Bezug auf Komorbiditäten und Folgen dieser in der Gesamtbevölkerung in großer Prävalenz auftretenden Erkrankung zu erzielen, da der überwiegende Teil unserer Population ein bis zwei Mal jährlich einen Zahnarzt aufsucht.

Insbesondere unter Zugrundelegung der deutlich gestiegenen Prävalenzzahlen kommt einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung von obstruktiven schlafbezogenen Atmungsstörungen eine immer höhere Bedeutung zu. Sie bessert nicht nur die Lebensqualität, sondern senkt Unfallrisiko, Morbidität und Mortalität der Betroffenen, spielt also auch unter gesundheitsökonomischen Aspekten eine kosteneffiziente Rolle.

Eine spezifische Qualifizierung der Zahnärzte ermöglicht daher beispielsweise ein besseres methodisches Erkennen und Herausfiltern von Betroffenen, welche dann zu entsprechenden Spezialisten verwiesen werden können. Aber auch das Wissen um die Indikation verschiedener Schienensysteme, Kenntnis der mit Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) -Therapie verbundenen Risiken sowie das Erkennen und Beherrschen von Nebenwirkungen sind essentiell. Vornehmlich im Bereich der OSA sind spezialisierte Fachzahnärzte in die interdisziplinären Behandlungsabläufe der Therapie mittlerweile fest integriert. Individuell laborgefertigte und durch den schlafmedizinisch qualifizierten Zahnmediziner einzugliedernde, feinjustierbare Unterkieferprotrusionsschienen-Systeme (UPS-Systeme) sind für die Betroffenen eine von drei möglichen Behandlungsoptionen. Belegt durch internationale Literatur helfen UPS-Systeme nicht nur dem primären Schnarcher, sondern verringern, Therapieresponse vorausgesetzt, effektiv den AHI der betroffenen OSA-Patienten (Evidenzgrad A). Darüber hinaus haben sie im Vergleich zum gegenwärtigen Gold-Standard, der CPAP Positivdruckatmung, eine nachweisbar gleich gute Therapiewirkung im Bereich der Reduktion von Müdigkeit, Schläfrigkeit, Verbesserung der psychomotorischen Geschwindigkeit, Erhöhung der Aufmerksamkeit, Verringerung von erhöhtem Blutdruck, Elimination endothelialer Funktionsstörungen wie oxydativem Stress.

Ein zusätzlicher Grund für die Notwendigkeit, dass der Zahnarzt sich mit schlafmedizinischen Aspekten auseinandersetzt und mehr über unterkieferprogenierende Schienensysteme lernt ist die Gruppe der Patienten, die häufig genauso wenig wie der konsultierte Zahnarzt ahnt, dass eine schlafbezogene Bewegungsstörung Grund für ihre dem Zahnarzt aufgefallenen oder vorgetragenen Befunde ist: immer öfter sehen wir Patienten, die orofaziale Beschwerden, wie dimensionsverändernde Defekte, Abplatzungen von Zahnschmelz oder Zahnersatz, mit oder ohne Zahnschmerzen, oder auch Einbisse in das Weichgewebe der Mundhöhle als Folge eines Schlafbruxismus häufig nach einer unruhigen Nacht präsentieren. Aktuell nimmt man an, dass zumindest jeder 10. Patient, der sich beim Zahnarzt vorstellt, unter SB leidet.

Zentraler Aspekt der Therapie ist die Fragestellung der Therapieresponse. Ungeachtet der Tatsache dass UPS Systeme in vielen Studien ihre Wirksamkeit unter Beweis gestellt haben, existieren auch für diese Therapieform Non-Responder. Insbesondere aus forensischen Gründen ist das Eingliedern einer UPS in dieser Patientengruppe unbedingt zu vermeiden, quasi eine falsche Therapie. Das mit unbehandelter obstruktiver schlafbezogener Atmungsstörung verbundene Unfallrisiko wurde als so hoch angesehen, dass auf EU-Ebene alle Mitgliedsstaaten angehalten wurden Gesetze und Regeln, welche die einheitliche Erteilung der Fahrerlaubnis regeln, neu zu erarbeiten. Die neue europäische Kommissionsrichtlinie zum EU-Führerscheingesetz besagt, dass jeder diagnostizierte OSA Patient eine suffiziente Therapie nachweisen muss, bevor er wieder am Straßenverkehr teilnehmen darf.